Langendorfs Kommentar

31. Okt. 2002
Nur eines entwickelt Dynamik: Der Spartrieb

Am Dienstag erschien an dieser Stelle ein Kommentar, der sich damit befasste, welchen Signalen wir trauen können, wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen. Ergebnis: Hauptsächlich den nackten Wirtschaftsdaten, kritisch abgeklopft vom eigenen gesunden Menschenverstand. Alles andere, Instituts- und Regierungsprognosen, Verbandsstellungnahmen, Klimaindikatoren oder Börsensignale, sind dagegen nur bedingt zuverlässige Wegweiser und vor allem nur dann, wenn man die hinter ihrer Publikation stehenden Interessen berücksichtigt. …

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29. Okt. 2002
Wem kann man vertrauen?

Sollte Finanzminister Hans Eichel als Schüler jemals eine Sechs nach Hause gebracht haben, hat er sie bestimmt so präsentiert: "Papi, mein Leistungsstand hat noch enormes Wachstumspotenzial". Genau so verkauft er uns heute den Inhalt des Herbstgutachtens. Die Wissenschaftler schrauben die Wachstumsprognose von 0,9 auf 0,4% und nächstes Jahr von 2,4 auf 1,4% runter, und das Eichel-Ministerium lässt wissen: "Konjunkturelle Erholung im kommenden Jahr". …

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27. Sep. 2002
Nach der Wahl ist gar nichts besser

Nachdem die Bundestagswahl monatelang die Entscheidungsfreude gelähmt hatte, war man für die Zeit danach von einer Entfesselung ausgegangen, die endlich wieder beherzte Entscheidungen möglich macht und so auch der konjunkturellen Entwicklung im Lande zugute kommt. Nun ist es aber doch ganz anders gelaufen: Die Konjunktur bestimmenden Fakten sind negativ und die Aufbruchstimmung fällt aus. Und die beherzten Entscheidungen, die jetzt in der Diskussion sind, werden die Entwicklung weiter lähmen.

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29. Aug. 2002
Erst Kanzler, dann Aufschwung

Ein wichtiges, wenn auch nicht erfreuliches Konjunktursignal hat das ifo-Institut gestern gegeben: Der Geschäftsklima-Index hat sich im August zum drittenmal verschlechtert, insbesondere die Erwartungs-Komponente hat gelitten (siehe Klima). Damit dürfte endgültig klar sein, dass der Aufschwung erst mal einen Dämpfer bekommt, wenn er nicht sogar ganz abreisst. …

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2. Aug. 2002
Die Post muss sparen

Die Post muss sparen und verhält sich dabei wie nach dem Lehrbuch des Monopolisten. Etwa mit der Idee, die Leistung Postlagerung (gerade jetzt in der Urlaubszeit ein Hit) kostenpflichtg zu machen. Wir Kunden sollen also nicht nur der Post die tägliche Zustellung ersparen (und die Briefe nach Lagerung selbst abholen), sondern dafür auch noch blechen. Den Gedanken sollte die Post mal zu Ende denken, dann käme sie auf noch viel bessere Rationalisierungs-Ideen. So könnte sie den teuren und unnötigen Zustelldienst doch gleich ganz einstellen, die Briefträger in den Strandkorb (oder zum Arbeitsamt) schicken, die Kunden ihre Briefe vom Postamt abholen lassen und ihnen dabei noch einen Obolus abknöpfen - zusätzlich zum Porto des Absenders, versteht sich. Sollte das durchsetzbar sein, würde sogar Langendorf Post-Aktien kaufen. Fazit: Monopole gebären offenbar zwanghaft Ideen wie diese. Es lebe die Wettbewerbs-Vielfalt, beim Postdienst wie im Buchhande …

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4. Jul. 2002
Wie kann es sein, dass angeblich das Konsumklima steigt

Wie kann es sein, dass angeblich das Konsumklima steigt, während sich die Buchumsätze weiter so grottenschlecht entwickeln? Das Konsumklima soll im Juni gestiegen sein, versichert das icon-Institut, und zwar sogar ganz markant von 89 auf 92 Punkte (siehe Klima). Das ist zwar immer noch deutlich im überwiegend pessimistischen Bereich, aber eben besser als vorher. An den Buchumsätzen im Juni haben es sich die Leute allerdings nun wirklich nicht anmerken lassen, so viel steht schon heute fest. Aber das muss nicht im Widerspruch zur jetzt festgestellten Steigerung beim Konsumklima stehen, denn wohlgemerkt ist immer noch die Mehrheit der Konsumenten pessimistisch. Das lässt den immer noch weiteren Rückgang der Einzelhandels-Umsätze (nicht nur im Buchhandel) völlig logisch erscheinen. Erst wenn die Optimisten sich nicht mehr nur vermehren, sondern die Oberhand gewinnen (also ab einem Indexstand von 100) müssten auch die Umsätze erst konkret wieder steigen. Na ja: In die Richtung geht's immerhin, hoffentlich auch noch ein wenig länger. ©LangendorfsDienst …

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26. Jun. 2002
Langendorf zur Lage: Wunschdenken und Stimmungsmache

Die deutschen Steuereinnahmen steigen wieder, wenigstens im Mai taten sie das erstmals wieder gegenüber dem Vorjahr. Das meldet das Bundesfinanzministerium in seinem Monatsbericht Juni und zeigt sich nach Monaten der Zerknirschung sogleich wieder ganz obenauf: Alle Konjunkturindikatoren ließen jetzt erwarten, dass sich die Steuereinnahmen im weiteren Jahresverlauf anhaltend erholen, kommentiert Minister Hans Eichel. Das sei ein deutliches Zeichen einer positiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und die derzeitige relative Preisstabilität sei die solide Basis für ein schnelles und spannungsfreies Anspringen der Konjunktur. Das ist natürlich alles Stimmungsmache einer um ihre Wiederwahl besorgten Regierung. Denn erstens: Die Entwicklung der Steuereinnahmen liegt gerade mal auf der Linie der jüngsten Steuerschätzung, die den Staat, wenn sie so eintrifft, zu drastischen Einsparungen (oder doch mehr Schulden?) zwingt. Und zweitens: Die jetzt so gepriesene zahme Preisentwicklung (nachdem der Finanzminister dem Handel erst kürzlich in der Teuro-Kampagne in den Rücken gefallen ist) verdanken wir der Tatsache, dass die Ölpreise vor einem Jahr viel höher waren als heute. Aber dieses Blatt wird sich bald wenden, und damit verschwindet besagte Basis für ein schnelles und spannungsfreies Wachstum. Nebenbei: Anfang 2003 werden wegen einer Steuererhöhung Zigaretten schon wieder teurer. Dann kann der Finanzminister wieder mit dem Finger auf den Handel zeigen, weil die Preise steigen. ©LangendorfsDienst …

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